Das Programm zur Berechnung der Sternzeit auf der Wetter-Cam-Seite nutzt die Systemzeit Ihres PC. Wenn diese Systemzeit nicht korrekt ist (nicht gleich der MESZ während der Sommerzeit oder der MEZ sonst), dann kann auch die berechnete Sternzeit nicht korrekt sein.
Sternzeit = Stundenwinkel des Frühlungspunktes = Rektaszension (Längengrad) eines Sterns, der gerade im Süden kulminiert (den höchsten Punkt seiner scheinbaren Tagesbahn durchläuft). Bei Sternzeit 0:00 Uhr ist der Frühlingspunkt genau im Süden, d.h. zum Frühlingsanfang (wenn die Sonne am Frühlingspunkt steht) ist mittags, wenn die Sonne ihren höchsten Punkt erreicht hat, ungefähr 0:00 Uhr Sternzeit (± 2 Minuten, weil die Sonne u.U. schon um 0:01 h oder erst um 23:59 h des Tages am Frühlingspunkt (gewesen) sein kann). Berechnet wird die mittlere Sternzeit, nicht die wahre (die wahre Sternzeit verläuft wegen der Präzession und Nutation unregelmäßig).
Am 20.03.2004 (Frühlingsanfang) war um 12:35 MEZ 0:00 Uhr Sternzeit in Beckum. Am darauffolgenden Tag stand der Frühlingspunkt bereits um 12:31 MEZ im Süden, also war am 21.03.04 um 12:31 MEZ 00:00 h Sternzeit. D.h. der Sternzeit-Tag ist ca. 4 Minuten kürzer als der bürgerliche Tag, trotzdem wird die Sternzeit auch von 00:00 h bis 24:00 h gezählt – Sternzeituhren gehen also pro Tag ca. 4 Minuten vor. Das liegt daran, dass die Sonne sich auf ihrer scheinbaren Bahn vor dem Himmelshintergrund vom Frühlingspunkt weg bewegt. Nach einer Erdrotation ist die Sonne dann schon ein Stück weiter gewandert, und die Erde muss sich noch ein bisschen (4 Minuten) weiter drehen, damit die Sonne wieder im Süden steht: die Sonne kulminierte am 21.03.2004 wieder um 12:35 MEZ, also 4 Minuten nach dem Frühlingspunkt. Folglich war es da schon Sternzeit 0:04 Uhr.
Das bedeutet auch, dass die 365 Tage des bürgerlichen Jahres 366 Sternzeit-Tagen entsprechen: der Frühlingspunkt kulminiert pro Jahr einmal öfter als die Sonne. D.h. gegen den Himmelshintergrund gesehen rotiert die Erde 366mal im Jahr, in Schaltjahren 367mal. Aber weil die Sonne auf Erden für den Tag-Nacht-Rhythmus sorgt, bleibt es berechtigt, im bürgerlichen Leben die Kulminationen der Sonne (von Mittag zu Mittag) zu zählen und nicht die Kulminationen des Frühlingspunkts (von Sterntagbeginn zu Sterntagbeginn).
Nebenbei bemerkt (dieser Absatz hat nichts mit der Sternzeit zu tun): Dass der bürgerliche Tag nicht von Mittag zu Mittag sondern von Mitternacht bis Mitternacht zählt, hat die Astronomen immer schon geärgert, weil mitten während ihrer Hauptbeobachtungszeit so etwas Kompliziertes wie ein Tageswechsel stattfindet. Deshalb rechnen Astronomen am liebsten mit dem julianischen Datum – bei dieser Tageszählung findet der Tageswechsel mittags statt, und vor allem gibt es keine Schwierigkeiten mit Schalttagen: Die Tage des julianischen Datums werden einfach durchgezählt. Am 14. Januar 2006 um 12:00 UTC ist das julianische Datum 2 453 750,000.
Die Sternzeit ist eine lokale Zeit und von der geographischen Länge abhängig (Beckum = 8° 2′ ö.L.). Östlich von Beckum ist die lokale Sternzeit später, westlich von Beckum früher. Beispiel Bielefeld = 8° 32′ ö.L. hat Beckumer Sternzeit + 2 m (im Osten geht nicht nur die Sonne auf sondern natürlich auch der Frühlingspunkt, und daher kulminiert er auch im Osten früher, d.h. 0:00 h Sternzeit ist in Bielefeld 2 Minuten früher als in Beckum). Nach Osten hin müssen je 1° geogr. Länge 4 m zur Beckumer Sternzeit addiert werden, nach Westen hin subtrahiert.
Warum wird die Sternzeit auf dieser Seite angezeigt, was hat das für einen Nutzen? Nun, wenn man hin und wieder astronomische Objekte beobachtet und die Himmelskoordinaten des Objekts weiß, also Rektaszension und Deklination (astronomische Längen- und Breitengrade), dann sagt einem die Sternzeit sogleich, ob das Objekt günstig am Himmel zu beobachten ist. Beispiel: Der Orion-Nebel mit a ˜ 5 h 33 m, d ˜ -5° 25′, hat seine beste Beobachtungszeit zwischen 5 h und 6 h Sternzeit, denn dann steht er hoch im Süden.